„Kernanliegen“ der Leitperspektive „BTV“ (Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt) ist es laut dem Bildungsplan 2016, „Respekt sowie die gegenseitige Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit zu fördern.“
Als eine Erscheinungsform von Vielfalt wird – neben „unterschiedlicher Staatsangehörigkeit, Nationalität, Ethnie, Religion oder Weltanschauung, unterschiedlichen Alters, psychischer, geistiger und physischer Disposition“ – auch die Vielfalt sexueller Orientierung genannt.
Religionslehrkräfte, die sich fragen, wie das Thema Homosexualität im Religionsunterricht vorkommen könnte, erhalten mit der nun vorliegenden Handreichung des ptz Anregungen für die Diskussion und Praxisimpulse für den Evangelischen Religionsunterricht.
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ptz, Frau Sabine Heckelmann, Grüninger Str. 25, 70599 Stuttgart.
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3 Gedanken zu “Neue Broschüre “Bildung für Toleranz und Akzeptanz von Vielfalt am Beispiel Homosexualität””
Liebe Kolleginnen und Kollegen im RU,
in dieser Broschüre, vor allem im praktischen Teil, fehlt der ethisch relevante Zusammenhang zwischen Sexualität und Fortpflanzung weitgehend. Dieser ist schon Grundschulkindern bewusst. Dass jedes Kind einen leiblichen Vater und eine leibliche Mutter hat, gehört elementar zu seiner Identität. Wo eine Differenz dazu besteht in den gegebenen sozialen Verhältnissen, führt das zu den Konflikten, die es – wie in der Arbeitshilfe herausgearbeitet – wichtig machen, dass die Dinge vorbereitet, vorsichtig und respektvoll angesprochen werden müssen.
Vor diesem Hintergrund halte ich es für wichtig, dass der Entstehungszusammenhang von Leben und verantwortlicher Umgang mit Sexualität im religiösen sexualethischen Bildungszusammenhang grundlegend bleibt. Dabei geht es um die Unverfügbarkeit des Lebens als Gabe Gottes und seine Berufung. Biblisch-theologisch haben deshalb Ehe und Familie eine Sonderstellung. Das wertet Lebensformen nicht ab, in denen Menschen mit besonderen sexuellen Orientierungen oder biografischen Brüchen Verantwortung übernehmen. Aber die Ehe aus Frau und Mann, typischer Ort für den Empfang neuen Lebens, bleibt Leitbild.
Ich gehe davon aus, dass Kinder damit sehr gut umgehen können. Schon früh müssen sie lernen, dass die einen mehr Geld haben und andere weniger, dass andere liebere Eltern haben oder eine hübschere Wohnung oder ein schöneres Gesicht – und eben gegebenenfalls eine Familie mit den eigenen Eltern. Kinder wissen, wie die Zusammenhänge ihres Lebens sind. Sie wissen auch, dass das Leitbild nicht zu Verklärungen taugt. Sie wollen es auch tragen, wenn es nicht funktioniert mit der eigenen Mutter und dem eigenen Vater in einem Haushalt zu leben.
Und Jugendliche? Sie sind auf dem Weg ihre Identität zu finden. Ihre sexuelle Identität werden sie nicht suchen, sondern entdecken. Solche, die eine homosexuelle Orientierung entdecken, werden das in der Regel als Nachteil empfinden. Dazu gehören die abscheulichen Stigmatisierungen als Minderheit, die in Schulhofsprüchen laut werden. Aber auch abgesehen davon wollen Jugendliche in den meisten Fällen nicht untypisch sein und auf die Option einmal als Familie mit eigenen Kindern zu leben verzichten. Solche Jugendliche, die im Blick auf ihre sexuelle Orientierung anfängliche Entdeckungen machen, brauchen Zeit, Entwicklung findet noch statt. Studien weisen darauf hin, dass erst Identitätsäußerungen als Twen weitgehend stabil sind. Daher sollten Jugendliche weder sich selbst festlegen noch durch andere festgelegt werden. Sie sollen durch religiöse Bildung über die christliche Lebensordnung orientiert werden und wissen, dass sich auch mit einer besonderen sexuellen Identität sinnerfüllt leben lässt.
Ich kritisiere, dass die Arbeitshilfe zu wenig unterscheidet zwischen grundsätzlich gebotener Toleranz gegenüber den Menschen und der Bedeutung von Grenzen im Blick auf verantwortliches Verhalten. Es gibt einen Unterschied zwischen Sexualität (grenzenlos gute Gabe Gottes) und sexuellem Verhalten (deutliche Grenzen sowohl für hetero- wie homosexuellen Verkehr). Das stark zu machen im Gegenüber zu sonstigen gesellschaftlichen Einstellungen halte ich für christliche Bildung für wesentlich. Dazu wünsche ich uns die christliche Freiheit und Unverkrampftheit im Miteinander mit Kindern und Erwachsenen!
Lieber Herr Seibold!
Vielen Dank für Ihre gründliche Lektüre.
Ihre Beobachtungen treffen grundsätzlich zu, was die genannten Leerstellen in der Broschüre angeht.
Eine ethische Dimension kommt in der Broschüre nur insoweit in den Blick, als es die von Ihnen ebenfalls unterstrichene Bekämpfung von Diskriminierung sowie die Verantwortung der Lehrkräfte gegenüber den Schülerinnen und Schülern betrifft. Das (Sexual)Verhalten und die verantwortliche Gestaltung von Beziehungen von Menschen gleichgeschlechtlicher Orientierung wurde bewusst nicht thematisiert – genauso wenig wie Gewalt in der Ehe oder heterosexueller Missbrauch innerhalb von Familien. Dinge auszusparen bedeutet ja nicht, ihr Vorhandensein und ihre Problematik zu leugnen. Der eigentliche Impetus der Broschüre ist die Ermöglichung und die Annäherung an das Thema, nicht seine erschöpfende Bearbeitung. Sie haben Recht, es bedeutet keine Abwertung von Beziehungen gleich welcher Art, wenn man darauf hinweist, dass nicht jede Beziehung zwischen Menschen notwendigerweise auch die Fortpflanzung impliziert. Nur: Ist es zur Annäherung an das Thema und zur Ermöglichung einer stigmatisierungsfreien Auseinandersetzung mit dem Thema notwendig, über die Weitergabe des von Gott geschenkten Lebens nachzudenken – oder ist dies nicht eine neue Fragestellung, in die dann auch zölibatäre oder Single-Lebensformen einbezogen werden müssten?
Im Namen des Redaktionsteams: Gerhard Ziener