Neues aus der Welt der württembergischen Religionspädagogik
Neues aus der Welt der württembergischen Religionspädagogik

Digitalisierung – mit oder ohne uns?!

Rückblick und Kommentar zum Studientag am 9.12.2019 im Haus Birkach

In guter Tradition treffen sich in jedem Jahr am ersten Montag im Dezember die Schuldekaninnen und Schuldekane, ihre Studienleitenden und das ptz-Kollegium zum gemeinsamen Studientag im Haus Birkach. Diesmal stand das Thema „Digitalisierung – mit oder ohne uns?!“ im Zentrum des Studierens. Rückblickend erscheint der Nachsatz sehr treffend gewählt, da dieser eine zweifache Perspektive auf den Studientag eröffnet: „Mit oder ohne uns“ stellt zum einen die grundsätzliche und persönliche Frage nach einer Verhältnisbestimmung: Wie stehe ich dazu? Was löst das Thema bei mir aus? Zum anderen kann der Nachsatz als rhetorische Frage verstanden werden, die somit die digitalen Möglichkeiten als Realität für die zukünftige Gestaltung von Arbeit und Welt – und damit auch des Religionsunterrichts – postuliert.

Diese Verhältnisbestimmung und die Frage nach der zu gestaltenden Realität sind auch über den Studientag hinaus klärungsbedürftig, um den gelingenden Religionsunterricht von morgen und die Arbeit im Kontext religiöser Bildung zu bedenken. Dabei spielt das persönliche Verhältnis zur Digitalisierung eine erhebliche Rolle, wenn es darum geht Argumente abzuwägen und nächste Schritte zu definieren.

Halten wir uns nun einen Spiegel vor – Widerspruch ist überaus Willkommen: In manchen Gesprächen und Diskussionen erschien die Digitalisierung als nebulöses Schreckgespenst – zurecht, weil man nur wenig Fachleute trifft, die an die Hand nehmen und in neue Denklogiken und praktisches Handwerkszeug einführen. In diesem Zustand verbleibt Digitalisierung als biografisches Vorrecht jener, die das Glück hatten, mit den neuen technischen Möglichkeiten sowie dem Geiste einer vernetzten Welt aufzuwachsen.

Digitalisierung kann dagegen auch mit ganz praktischen Hilfsmittel assoziiert werden, die beispielsweise den Arbeitsalltag erleichtern oder das Unterrichtsgeschehen bereichern sollen: Wenn ich wüsste, ich hätte für meinen Sommerurlaub nicht nur ein Fahrrad und ein Zelt zur Verfügung, sondern ein vollausgestattetes Wohnmobil – welche Auswirkungen hätte das auf meine Planung der Reiseziele? Besonders in den Workshops am Nachmittag wurden vielfältige Impulse und Praxistipps gegeben, die das Definieren neuer Zielhorizonte ermöglichen können.

„Mit oder ohne uns“ eröffnet auch den Raum der Philosophie – und der philosophischen Kritik. Über Chancen und Grenzen zu reden (und zu streiten) beinhaltet die wunderbare Möglichkeit der kritischen Distanz:

  • „Was passiert mit unseren Daten?“
  • „Welche Menschen werden ausgegrenzt?“
  • „Wer soll das bezahlen?“
  • „Papier ist doch auch ganz schön.“

Kritische Distanz oder distanzierter Raum der Sicherheit – solange die berechtigten Fragen und Anfragen nicht mit praktischen Reaktionen, einem „sich auf den Weg machen“, einem Ausprobieren beantwortet werden, verbleibt die Auseinandersetzung folgenlos – im besten Falle verstärken sich die eigenen Bedenken.

Vielleicht kann es ein erster Schritt sein, die voreingestellte Suchmaschine auf www.startpage.com oder www.duckduckgo.com umzustellen. Irgendwo muss man ja mal anfangen…

Nachfolgend finden Sie eine Zusammenstellung der Vorträge und praktischen Impulse aus den Workshops:
(Herzlichen Dank für die Zuarbeit von Margit Metzger, Joachim Ruopp und Martin Trugenberger)

Vortrag – Das Digitalisierungsprojekt der Landeskirche (Dr. Nico Friederich)

Informationen zum Projekt können Sie dem folgenden Seiten entnehmen: https://www.elk-wue.de/leben/digitalisierungsprojekt/

Vortag – Digitalisierung in der Praxis der Schule (Friederike Wenisch)

https://blogs.rpi-virtuell.de/digitaltranszendent/2019/11/03/best-practice-ru-im-zeichen-der-digitalitaet/

Workshop – Games für RU und Konfi-Arbeit (Tobias Schneider)

Videospiele bieten sowohl auf der Spiel-Ebene als auch auf der Story-Ebene Möglichkeiten im Unterricht eingesetzt zu werden. Folgende Beispiele wurde im Workshop besprochen:

  1. Planspiele mit Vernetzungsoption
  2. Story-Szenen als Filmimpuls und Informationsmedium
  3. Education-Modus einiger Spiele als Informationsmedium
  4. Interaktive Nutzung der Spiele
  5. Selbsterstellte Aufgaben mit dem Story-Creator einiger Spiele
  6. Eigene Spiele entwickeln (vgl. Reformationsspiel)

Workshop – Digitalisierung praktisch im RU (Friederike Wenisch)

Der zweite Workshop beinhaltete ein Expertengespräch mit Frau Wenisch, worin Ideen, Tipps und praxiserprobte Tools für die RU-Praxis zur Spache kamen.

Digitale Tools:

Kontakte und Tipps:

Workshop – Digitale Tools als Werkzeug im RU nutzen (Susanne Zeltwanger-Canz)

In der dritten Arbeitsgruppe stand das praktische Tun und darüber Reflektieren im Vordergrund. Susanne Zeltwanger-Canz, Leiterin von „Medien und Bildung“ im Evangelischen Medienhaus GmbH Stuttgart, hat in ihrem Workshop digitale Tools für den Religionsunterricht vorgestellt. Diese bieten kreative, kollaborative und moderne Zugänge zur Bearbeitung von Unterrichtsinhalten.

Folgende Tools wurden vorgestellt:

  • Stop Motion Studio: für Android, iOS und Windows Phone (kostenlos; Pro-Version für ca. 4,99 €) – einfache Bedienung, für Trickfilmarbeit mit dem Tablet: Schüler/innen können ihre eignen Zugänge zum Thema darstellen.
  • https://learningapps.org bietet die Möglichkeit verschiedene Arten von Lernspielen auf einfache Weise selbst zu erstellen oder zu bearbeiten: das Zuordnen von Wort- oder Bildpaaren, Kreuzworträtsel, Lückentexte, Multiple-Choice-Quizze, Zuordnungen auf einem Zeitstrahl und viele mehr. Beispiele für den RU sind bereits vorhanden. Eine Registrierung der SuS ist nicht notwendig.
  • Texting Story, eine App für Android und iOS, mit der schnell und einfach ein einfacher Chatverlauf zwischen zwei Figuren erstellt werden kann. Das Ergebnis kann im Anschluss als Film gespeichert werden.
  • www.padlet.com: Eine digitale Pinnwand, über die online Inhalte gesammelt und geteilt werden können. Die Pinnwand kann zeit- und ortsunabhängig genutzt werden. Eine Registrierung der SuS ist nicht notwendig.
  • www.pauslnewsman.com (Fake News Producer)
  • www.trello.com (kostenlose Registrierung aller TN)– Webbasiertes Tool für die Planung von und Zusammenarbeit in Unterrichtsbausteinen/Projekten, kann von Unterrichtenden und Schüler/innen genutzt werden.

Workshop – Praktische Beispiele für Digitalisierung im RU (Stefan Hartelt)

Der Workshop mit Stefan Hartelt bot Einblicke in die unkomplizierte und selbstverständliche Nutzung digitaler Medien im RU-Alltag. Alle Infos und Tipps können unter www.stefan-hartelt.de und www.bru-uno.de abgerufen werden.

Insbesondere soll auf das SAMR-Modell zur didaktischen Reflexion digitaler Tools (https://blog.medienzentrum-coe.de/samr/) und auf die Bleistift-Metapher zur Selbstreflexion der eigenen Einstellung zum digitalem Wandel (https://open-educational-resources.de/die-bleistift-metapher-the-pencil-metaphor-in-deutsche-uebersetzt/) hingewiesen werden.

 

Gerne verweisen wir an dieser Stelle auf den Bericht von Margit Metzger zum Kurs „Digitalisierung“ im Religionsunterricht (RU) und in der Konfirmandenarbeit (KA)

Text: Michael Pohlers, ptz

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