Neues aus der Welt der württembergischen Religionspädagogik
Neues aus der Welt der württembergischen Religionspädagogik

#elkwuedigital – Unsere Landeskirche geht Schritte in die digitale Welt

Am 19. Januar fand im Stuttgarter Hospitalhof das Forum Digitalisierung statt. Stefan Hermann und Thomas Ebinger waren für das ptz mit dabei. Denn Digitalisierung ist nicht nur ein technisches Thema oder ein Thema für die Verwaltung, sondern erst recht für die Bildung. Schon heute sind die Spuren der Digitalisierung im Bereich von Schule und Gemeindepädagogik unübersehbar. Zum Glück hat das auch die Landeskirche entdeckt und schon seit längerem die EKD (spätestens seit Dresden 2014, immer noch lesenswert das Lesebuch “Kommunikation in der digitalen Gesellschaft”).

Erfreulicherweise sind alle Beiträge auf dieser Seite in Schriftform dokumentiert https://www.elk-wue.de/leben/digitalisierungsprojekt/ , von Ingo Dachwitz findet man dort leider nur die Überschriften. Zu sehen gab es auch diesen sympathischen Imagefilm.

Übrigens gibt es im ptz einen “Themendialog Digitalisierung”, denn bei diesem Megethema der Bildungsdiskussion wollen wir – nicht zuletzt durch diesen Blog – natürlich auch kräftig mitmischen und -diskutieren.

Ein persönliches Fazit in 11 Punkten

  1. Es ist sehr erfreulich und unter den Landeskirchen vorbildlich, dass Württemberg sich dem Thema stellt. Noch vor der EKD hat Württemberg eine erfreulich konkrete Roadmap für die Digitalisierung beschlossen (vgl. https://www.evangelisch.de/inhalte/147006/15-11-2017/ekd-synode-beschliesst-entwicklung-einer-digitalstrategie-fuer-digitale-kirche-digitalisierung).
  2. Die Grundherausforderungen der Digitalisierung sind erkannt und benannt: Vielfalt und Kontrollverlust, Virtualisierung von Beziehungen, enorme Chancen für die Kommunikation, der Verlust der jungen Generation an die Weiten des Internet (Ingo Dachwitz). Der Back Channel alias Rückkanal gehört heute bei kirchlicher Kommunikation dazu, Einbahnstraßen-Botschaften haben keine Zukunft mehr.
  3. Immer wieder wurden Chancen und Grenzen betont. Prüfet alles und das Gute behaltet, dieses Pauluszitat wurde mehrfach angeführt. Das war sehr realistisch und ehrlich.
  4. Was die Projektgruppe richtig verstanden hat: Nur die frühe Einbeziehung derer, die es betreffen wird, kann dafür sorgen, dass die Digitalisierungsstrategie ein Erfolg wird. Der Weg entsteht beim Gehen und es ist gut, dass es jetzt mit mehr Energie als bisher losgeht bei diesem Thema.
  5. Richtig gut gefällt mir der Wunsch, Themen einer digitalen Ethik als Kirche theologisch und technisch kompetent aufzuarbeiten und dafür eine Arbeitsgruppe einzusetzen. Wenn hier konkrete und abgestimmte Positionen erarbeitet werden, ist es viel leichter, diese in die gesellschaftliche Debatte einzubringen.
  6. Sehr erfreulich: In Württemberg soll wohl noch 2018 eine Gemeindesoftware eingeführt werden. Erste Versuche wurden im Rahmen des Projekts schon durchgeführt. Das finde ich eine wichtige Entwicklung, denn schon heute ist mein Eindruck, dass wir gerade Jugendliche und junge Erwachsene längst nicht mehr mit den üblichen Kommunikationsstrategien erreichen (Amtsblatt, Gemeindebrief, Schaukasten, statische Homepage).
  7. Immer wieder war die Rede von Vielfalt und Kontrollverlust beim Thema Digitalisierung. Was mir zu wenig im Blick war: Digitalisierung bedeutet Kontrollmöglichkeiten, von denen Kirchenleitungen und Regierungen bisher nur träumen konnten. Zum Glück ist die Kirche sensibel bei Datenschutzfragen, aber dieses Thema dürfte m. E. in Zukunft eine viel größere Rolle spielen als es beim Forum Digitalisierung im Blick war.
  8. Ein tolles Projekt wurde bereits auf den Weg gebracht, das überfällig ist: das digitale Gesangbuch als App. Siehe https://www.ekd.de/evangelische-kirche-entwickelt-gesangbuch-app-31287.htm. Mal sehen, ob die App tatsächlich bis zum 1. Advent 2018 einsatzfähig ist.
  9. Was mir deutlich zu wenig Thema war: Digitalisierung ist auch ein Generationenthema und damit ein Schwerpunktthema für Kinder- und Jugendarbeit sowie Arbeit mit jungen Erwachsenen, einer Problemgruppe kirchlicher Arbeit. Immerhin gibt es in der Projektgruppe extra einen sog. “Digital Native”. Dazu zählt man laut Wikipedia alle, die nach 1980 geboren sind. Aber das alleine reicht nicht, die Jugendexperten unserer Landeskirche an Einrichtungen wie dem ptz und im Jugendwerk müssten m. E. noch stärker als bisher einbezogen werden.
  10. Ein Thema, das mir ebenfalls zu kurz kam, war das Thema Bildung. Es wurde zwar viel von Verkündigung, Kommunikation des Evangeliums, Beziehungen und Nähe gesprochen, aber eben wenig von Bildung. Schon heute verändert sich schulische Bildung durch Nutzung digitaler Inhalte und Geräte spürbar. Das gleiche Thema stellt sich auch für die kirchliche Bildungsarbeit: Onlinekurse (siehe dazu auch die Wortwolke unten), digitale Bildungsinhalte müssen auch bei uns in den Fokus rücken. Die alte Formel “content is king” stimmt m. E. weiterhin. rpi-virtuell geht zwar EKD-weit mit gutem Beispiel voraus, aber in digital leicht zugänglich aufbereitete Inhalte und Materialien muss mehr Energie und Geld als bisher fließen. Leider nicht erwähnt wurde ein Projekt, das das ptz in Zusammenarbeit mit der Deutschen Bibelgesellschaft auf den Weg gebracht hat: Eine Konfi-Bibel-App. Die EKD wird die Entwicklung finanzieren, im Rahmen des württembergischen Digitalisierungsprojekts wurde ein Zuschuss für die Einführung vor Ort in Aussicht gestellt. Eine Prezi zeigt, worum es bei der App geht: https://prezi.com/2ytevn-uv8t4/eine-kirche-die-beflugelt/ Nett übrigens, dass die Präsentation von Stefan Werner auch eine Prezi war …
  11. Ein Thema, das in meinen Nebengesprächen und verschiedenen Twitterdiskussionen immer wieder anklang: Digitalisierung kennt keine Landeskirchengrenzen. Auch wenn ich nicht den Eindruck habe, dass die katholische Kirche bei diesem Thema wesentlich weiter ist als wir, merkt man doch, dass die Strukturen des Protestantismus aus anderen Jahrhunderten stammen. Schön wäre es, wenn Württemberg nicht in irgendwelche Insellösungen investiert, sondern dazu beiträgt, dass für alle Kirchen in Deutschland, gern gleich für die katholische mit, brauchbare digitale Tools gefunden und weiterentwickelt werden. Das spricht sehr für einen Open-Source-Ansatz, von dem immer wieder bei den Rückmeldemöglichkeiten zu den einzelnen Punkten der Roadmap die Rede war.

Was verbinden kirchliche Menschen mit Digitalisierung?

In diesem Answergarden kann man das Ergebnis als Wortwolke sehen, die parallel zur Veranstaltung entstand (und wohl immer noch aktiv ist) (Direktlink https://answergarden.ch/620835).

Impressionen

Alle Fotos T. E.

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